Horgenglarus – die älteste Stuhl- und Tischmanufaktur produziert bis Ende 2019 CO2-neutral

April 14, 2019

Lokal, nachhaltig, ehrlich. Schlagwörter, die heutzutage leider nicht nur die gelebten Werte von Unternehmen darstellen, sondern häufig lediglich in irgendeiner Form im Marketing zur Steigerung von Absatz und Gewinn eingesetzt werden. Der Konsument geht einerseits immer bewusster mit dem Thema Ressourcen und Umwelt um, muss andererseits jedoch auch immer kritischer jedes noch so grüne Label hinterfragen. Denn nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig. Wo bleibt der Umweltschutz, wenn die wunderbaren Bio-Materialien erst einmal um den halben Globus reisen, bevor sie in sogenannten lokalen Fabriken in ein neues Produkt umgewandelt werden, um dann zu guter Letzt, natürlich in Plastik eingepackt, in 100 verschiedene Länder verschickt zu werden? 

Nicht so bei horgenglarus. Ein Besuch der ältesten Stuhl- und Tischmanufaktur der Schweiz zeigt, wie ernst es dem Unternehmen mit eben diesem Thema Nachhaltigkeit ist. Die Kommunikation nach aussen ist hier erst der logische Schritt nach getaner Arbeit. 

Die gesamte Produktion von horgenglarus erfolgt in der Manufaktur am Sitz in Glarus. Für diese Produktion verwendet das im Jahr 1880 in Horgen gegründete Unternehmen fast ausschliesslich Holz aus dem Jura. Aber nicht irgendein Holz, sondern hochqualitatives, von 100-jährigen Bäumen, welches zwei Jahre lang in der Schweiz getrocknet wird. Innerhalb der Produktionsstätte, welche teilweise aus im Jahr 1812 erstellten Gebäuden besteht, legt das Holz eines Stuhls in ungefähr drei Wochen einen 850 Meter langen Weg zurück, durch die flinken Hände der so wichtigen Mitarbeiter von horgenglarus. 

Doch wer glaubt, die Manufaktur sei in der Zeit stehen geblieben, irrt sich. Laufend werden die neusten Technologien, ja sogar der Einsatz von Robotern getestet und beurteilt. Auch für solche Projekte sind die Mitarbeiter, mit ihrem teilweise schweizweit einzigartigen Know-How, unabdingbar. Denn nur sie können beurteilen, mit welchem Erfolg und eventueller Effizienzsteigerung ein Arbeitsplatz oder eine Tätigkeit durch einen Roboter ersetzt werden könnte. Und es wird genau analysiert, bevor eine Investition in neue Technologien getätigt wird – nicht immer ist das Neuste auch das Beste. In der Holzbiegerei, dem in der Schweiz konkurrenzlosen Herz von horgenglarus, stehen Maschinen von 1948 neben den neusten technischen Errungenschaften. Und alle diese Maschinen stehen im Einsatz. «Wir befinden uns laufend in einem Spannungsfeld zwischen Alt und Neu», so CEO Marco Wenger.

Durch die einzigartige Biegetechnik kann viel Abfall verhindert werden

 

Das Unternehmen, welches seit über 100 Jahren an der Weltspitze der Möbelproduzenten mitmischt, hat sich bis Ende 2019 ein besonderes Ziel zum Thema Nachhaltigkeit gesetzt: Der für die gesamte Produktion notwendige Strom wird bis zu diesem Zeitpunkt aus dem eigenen Abfall erzeugt. Damit wird die Produktion CO2-neutral. Ein grosser Schritt in die richtige Zukunft.

Und Nachhaltigkeit hört bei horgenglarus nicht beim Material und der Stromgewinnung auf, sondern geht beim Menschen weiter. Viele der Mitarbeiter des Schweizer Unternehmens haben ihr 10-jähriges Jubiläum bereits hinter sich gelassen. Bei anderen gehörte bereits der Vater zum Inventar. Müssen einmal alle mit anpacken und für einen wichtigen Grossauftrag Überstunden leisten, ermöglichen der CEO Wenger und sein Führungsteam dem ein oder anderen kurzerhand einen spontanen Erholungstag. Ohne lange Entscheidungswege. Ein nachhaltiges Denken, das beim grössten Kapital eines jeden Unternehmens ansetzt: beim einzelnen Mitarbeiter. 

CEO Marco Wenger erläutert die hohen Qualitätsansprüche an das zu verarbeitende Holz

Jennifer Kossow ist Gründerin des «no place like this» Interior Design Ateliers in Zürich und absolviert zurzeit die Weiterbildung zur Einrichtungsgestalterin an der HFTG in Zug.
Sie bloggt zu aktuellen Themen aus Innenarchitektur und Design. www.noplacelikethis.ch

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Quellen: 

Besuch der horgenglarus Manufaktur in Glarus im März 2019, Gespräch mit Marco Wenger, CEO