«Bauen ohne zu überbauen» – Mario Botta’s Tschuggen Bergoase

März 23, 2019

Alljährlich verbringt die halbe Schweiz ihre Sportferien in den Bergen. Neben Fondue und langen Abfahren bei Sonnenschein lohnt sich in vielen Schweizer Bergdörfern aber auch der Blick auf die teilweise aussergewöhnliche Architektur ganz besonderer Bauten. Die Tschuggen Bergoase von Stararchitekt Mario Botta in Arosa ist eine davon. 

Als Botta 2003 nach einer Wettbewerbspräsentation den Auftrag zur Erstellung der Wellnessoase erhielt, war sein erklärtes Ziel, «zu bauen ohne zu überbauen». «Die Bergoase darf als Spa der neuen Dimension bezeichnet werden, denn während das grosse Volumen der funktionalen Räume im Berg verschwindet, zeugen auftauchende Elemente von der Gegenwart des Neuen», so der Schweizer Architekt, der mit diesem Projekt seinen ersten Wellnesstempel realisierte. Mit dieser Ausdrucksweise, welche einen Grossteil der Räumlichkeiten von aussen unerkennbar im Verbogenen lässt, begegnet man dem umliegenden Dorf mit Respekt. Die auffälligen und doch der Umgebung angepassten Lichtkegel, welche bis zu 13 Meter hoch sind, schmiegen sich perfekt in die Natur ein. »Die Form haben mir die angrenzenden Wälder diktiert«, so Botta. Am Tag bringen sie interessante Lichtspiele in die darunterliegenden Wellnessbereiche und nachts leuchtet ihr warmes Licht geheimnisvoll in der ruhigen Schweizer Bergwelt.

 Skizze der Tschuggen Bergoase von Mario Botta

Der Tessiner Architekt Botta, welcher in Mendrisio in einer alten Spinnerei wohnt, ist bekannt für klare und schlichte Formen, massive Baukörper und wenige, aber aussagekräftige Materialien. Das Solide und Dauerhafte ist ihm wichtig. Im 5000m2grossen Spa des Tschuggen Grand Hotels wurden lediglich drei Hauptmaterialien verwendet: kanadischer Ahorn, Glas und Duke-White-Granit aus Domodossola im Piemont. In ihrer roh belassenen und teilweise unbehandelten Art stellen sie eine Verbindung zur umgebenen Natur des beliebten Bergdorfes im Kanton Graubünden her und vermitteln trotz Klarheit eine gemütliche Atmosphäre zur Entspannung und Erholung.  

Einen speziellen Kontrast zur Schlichtheit der Architektur stellt die im Lounge Bereich mit Feuerstelle eingesetzte, überdimensionale Pendelleuchte Zeppelin dar, welche von Marcel Wanders für Flos entwickelt wurde. Das Gerüst der Leuchte besteht aus pulverbeschichteten Stahlrohren. In einem umfangreichen Verfahren wurden ihnen von Hand eine textile Struktur aufgebracht. Mit einem Durchmesser von 1800mm und ihren vielen filigranen Spitzen und Kanten, lenkt sie stark von den Ahorn-Lamellen ab und wirkt mit ihrer imposanten Erscheinung, in der von Botta gestalteten Naturoase, ein wenig fehl am Platz. Denn wie der Architekt einmal richtig bemerkte: »Meine Architektur braucht keinen Dekor«.

Lounge mit Feuerstelle und Pendelleuchte Zeppelin
Innenbecken vor geschwungener Wand aus unbehandeltem Granit


Jennifer Kossow ist Gründerin des «no place like this» Interior Design Ateliers in Zürich und absolviert zurzeit die Weiterbildung zur Einrichtungsgestalterin an der HFTG in Zug. Sie bloggt zu aktuellen Themen aus Innenarchitektur und Design. 
www.noplacelikethis.ch

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