BIM in der Schweiz und im Ausland

März 10, 2019

Das Building Information Modeling, kurz BIM, ist zurzeit ein viel verwendeter Begriff. BIM bedeutet einen Wechsel von einer zeichnungs- zu einer modellbasierten Planung, bei der ein Gebäude erst digital und dann real gebaut wird. Anhand dieses virtuellen Gebäudemodells können alle Gewerke bis zur Ausführungsreife geplant und koordiniert werden. Dies verspricht die Planung koordinierter, fehlerfreier, flexibler und kostengenauer zu machen. Während im Ausland BIM bereits sehr verbreitet ist, setzten sich die Schweizer Planer erst zaghaft mit den technologischen, prozessualen und soziologischen Auswirkungen dieser Planungsmethode auseinander.

In Europa hat Grossbritannien eine Vorreiterrolle bei der BIM-Implementierung eingenommen. Umfragen der britischen Architektenkammer RIBA zeigten bereits 2012, dass 31% aller befragten Planer mit der BIM-Methodik arbeiteten. In der letzten Umfrage von 2017 waren es dann 62% aller Planer. Der Fokus liegt dabei stark auf der technischen Umsetzung, wie der Trend zur Standardisierung der verwendeten Bauelemente verdeutlicht. Hierbei wird aus einer Bibliothek von vordefinierten BIM-Objekten ein Gebäude mittels Copy-Paste-Verfahren zusammengesetzt. Es bleibt abzuwarten, ob diese Vereinheitlichung eine Minderung der Architekturqualität zur Folge hat.

Eine prozessorientiertere Implementierung erfolgte in Deutschland, das weniger unter dem Einfluss des amerikanischen BIM-Marktes stand. Der vom Bund herausgegebene Stufenplan Digitales Planen und Bauensetzte wegweisende Standards für die richtige Umsetzung der BIM-Methodik. So zeigteine Erhebung des Fraunhofer Institutes von 2013, dass bereits 55% aller Planerbüros aktive BIM-Anwender waren. Interessant ist die Aufteilung in Disziplinen, wonach nur 30% der Architekten, aber 65% der Haustechnikplaner mit einem BIM-Gebäudemodell arbeiteten. Gerade bei Grossprojekten mit hohem Repetitionsfaktor sollte sich dieser Wert mittlerweile angeglichen haben.

Aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungen im Ausland herrschte in der Schweiz lange Unsicherheit: erst 2017 hat der der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) mit dem Merkblatt 2051 eine landesspezifische Begriffsdefinition mit einheitlichen Rollen- und Prozessbeschrieben vorgelegt. Obwohl der tatsächliche BIM-Einsatz in der Schweiz schwer abschätzbar ist, zeigt eine 2017 durchgeführte Onlineumfrage der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmer, dass 60% der Planerbüros kein BIM verwendete und weitere 30% BIM nur in jedem zehnten Projekt einsetzte. Dies bestätigt die Skepsis der Planer, dass BIM ein nicht vergüteter Mehraufwand bedeutet, dessen Anwendung eine hohe Investition in Umschulung und Hardware vorausgeht. Auch Fragen zur Honorierung oder Urheber- und Nutzungsrechten werden zukünftig zu klären sein. Jedoch werden Bauherren im Zuge der Digitalisierung vermehrt BIM einfordern, welches die Protagonisten der Baubranche zu einer proaktiveren Auseinandersetzung mit BIM verleiten sollte. Hier sind beide Seiten gefragt, Bauherr und Planer, die Diskussion um BIM mit fundiertem Fachwissen zu unterfüttern. Nur dann wird es einen sinnvollen Diskurs der vielzähligen Möglichkeiten mit BIM geben. 

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Bildnachweis: Future Lab

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Quellen:

Paul Teicholz Chuck Eastman, Rafael Sacks, Kathleen Liston, BIM Handbook: A Guide to Building 

Information Modeling for Owners, Managers, Designers, Engineers and Contractors, New Jersey, 2011

National Building Specification (Hrsg.), NBS National BIM Report 2012, Newcastle Upon 

Tyne, 2012, Adresse: https://www.thenbs.com/knowledge/nbs-national-bim-report-2012 (12.1.2018)

National Building Specification (Hrsg.), NBS National BIM Report 2017, Newcastle Upon 

Tyne, 2017, Adresse: https://www.thenbs.com/knowledge/nbs-national-bim-report-2017 (12.1.2018)

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.), Stufenplan Digitales Planen und 

Bauen, Berlin, 2015, Adresse: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/stufenplan-digitales-bauen.pdf?__blob=publicationFile (30.10.2017)

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.), Merkblatt SIA 2051,Building Information Modelling (BIM) – Grundlagen zur Anwendung der BIM-Methodik, Zürich, 2017 

Volker Koch Petra von Both, Andreas Kindsvater, Fraunhofer Informationszentrum 

Raum und Bau (Hrsg.), BIM – Potentiale, Hemmnisse und Handlungsplan,Stuttgart, 2013https://www.usic.ch/de/