Space as a Service – Wie die Sharing Economy den physischen Raum als hochprofitablen Teil der Dienstleistungsbranche neu definiert

März 4, 2019

Die traditionellen Vorstellungen von privatem und öffentlichem Raum verblassen unter dem Einfluss einer gemeinsamen Wirtschaft und des technologischen Fortschritts. Der Wohnraum wird als gewinnbringendes Gut angesehen.

Ähnliche Veränderungen gibt es auch in der gewerblichen Immobilienbranche. Co-Working Spaces wachsen in den Grossstädten. Gebäudeeigentümer finden Möglichkeiten, um von ungenutzten Schreibtischen und Büros zu profitieren und richten sich an eine wachsende Zahl von Menschen, die ausserhalb ihrer Hauptverwaltung arbeiten. 

Millennials ziehen es vor an Orten zu arbeiten, an denen sie eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten finden können. Mehrere andere Umfragen haben bestätigt, dass Millennials einen «spassigen und sozialen» Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten und Wert auf Lifestyle und Reisen legen. Sie sind weniger am Kauf von Immobilien interessiert, sind aber bereit, Geld für Erfahrungen und Veranstaltungen auszugeben. Die zunehmende Mobilität und der Aufstieg der Sharing Economy verändern nicht nur die Lebens-, Arbeits- und Reisegewohnheiten der jüngeren Generationen, sondern verändern auch unsere physische Umwelt.

Die Suche nach einem Büroraum und der Aufbau der notwendigen Infrastruktur für den Betrieb kann für Start-ups eine gewaltige Aufgabe sein. Vermieter sind in der Regel an langfristigen Mietverträgen interessiert – nicht gerade ideal für junge Unternehmen und Freelancer. Unternehmen wie WeWork haben erfolgreiche Geschäftsmodelle rund um die Idee von Raum als Dienstleistung entwickelt, die den Bedarf an Komfort, Flexibilität und weniger Haftung erkennen.

WeWork wurde 2010 gegründet und hat sich zum Vorreiter des Raumes als Dienstleistungstrend entwickelt und ist einer der am schnellsten wachsenden Konsumenten von Büroflächen in New York City. In Anbetracht des Verschwindens von 9-to-5 Arbeitsplätzen beschlossen die Gründer, einen Dienst zu schaffen, der wie ein «physisches soziales Netzwerk» funktionieren sollte.

Im Wesentlichen hat WeWork ein Immobilienunternehmen in eine Technologieplattform umgewandelt. Die Idee der Raumteilung ist nicht neu, aber WeWork hat die Raumteilung in ein Konzept übersetzt, das eng mit dem Lebensstil und den Arbeitsgewohnheiten der jüngeren Generationen verbunden ist.

Das Unternehmen verwaltet derzeit über 3 Millionen Quadratmeter Fläche. Sie bieten Pay-as-you-go-Zugang oder eine «unlimited Commons»-Mitgliedschaft, die es Menschen ermöglicht, WeWork-Standorte überall auf der Welt zu nutzen. Sie bieten den Mietern Internet, Druckdienstleistungen und Getränke sowie Orte zum Entspannen und zur Arbeitsunterbrechung. Das Unternehmen kümmert sich um alles rund um das eigentliche Büromanagement, von der Stromrechnung bis zum Nachfüllen der Tinte im Drucker.

Kürzlich hat WeWork damit begonnen, sein erstes Residenzangebot zu testen. Die erste Co-Living-Entwicklung in New York City beherbergt derzeit 80 WeWork-Mitglieder in 45 Wohneinheiten. Alle Mieter haben über eine mobile App Zugang zu Community-Events, über die sie Reinigungsservices, Wäschereien und Versorgungseinrichtungen gemeinsam nutzen können. Das vorläufig als WeLive bezeichnete Wohnungsangebot soll bis 2018 21% des Umsatzes des Unternehmens ausmachen.

Die Mikrovermietung, auf der das Konzept von WeLive basiert, ist der heisseste Trend bei Wohnimmobilien. Das Konzept ist einfach: Ein Unternehmen vermietet eine grosse Mehrraumeinheit, schafft Gemeinschaftsräume und vermietet kurzfristig einzelne Schlafzimmer an die Menschen. 

Der Verzicht auf langfristige Mietverträge für Monats-zu-Monatsvereinbarungen mit Kleinstvermietungen spricht Millennials an, die sich mit temporären Wohnlösungen viel wohler fühlen als ältere Generationen. Kurzzeitverträge eignen sich am besten für junge Absolventen und Berufstätige, die häufig den Standort wechseln oder es sich nicht leisten können, ein Eigenheim zu kaufen. Da immer mehr 25- bis 34-Jährige mit Mitbewohnern zusammenleben und länger als die Vorgängergenerationen Single bleiben, wird Mobilität zum entscheidenden Faktor bei der Wahl geeigneter Wohnformen.

Co-Working and Co-Living sind die dominierenden Formen des Space-as-a-Service Konzeptes. Es hat sich als eine transformative Kraft erwiesen, die die Wohn- und Gewerbeimmobilienbranche drastisch verändert hat. Die Ausbreitung der Sharing Economy beleuchtet die versteckten Potentiale physischer Räume und verändert die Art und Weise, wie Architektur genutzt und bewohnt wird. Dieses Phänomen könnte die Art und Weise, wie wir Gebäude gestalten und über die Stadtentwicklung nachdenken, grundlegend verändern.